Starkes Herz, weniger Aufwand: Warum Frauen vom Sport schneller profitieren
Sport tut der Gesundheit gut, Frauen ebenso wie Männern. Doch wenn es um das Herz geht, zeigt eine neue Studie, dass Frauen schneller profitieren: Ihr Herz reagiert stärker auf regelmäßige Bewegung als das der Männer. Frühere Untersuchungen haben bereits gezeigt, dass Frauen medizinisch oft anders reagieren. Nun bestätigt sich das erneut: Um ihr Risiko für eine koronare Herzkrankheit (KHK) im gleichen Maß zu senken, brauchen Frauen nur etwa halb so viel Training wie Männer.
Das Forschungsteam wertete Daten der britischen Langzeitstudie UK Biobank mit rund 80.000 Teilnehmenden aus. Niemand war zu Beginn herzkrank, und über einen Zeitraum von etwa acht Jahren wurden Bewegungs- und Gesundheitsdaten per Armband aufgezeichnet. Dabei zeigte sich: Wer sich mindestens 150 Minuten pro Woche moderat bis intensiv bewegte, hatte ein deutlich geringeres Risiko für KHK.
Bei Frauen lag es 22 % niedriger, bei Männern 17 %. Um das Risiko um 30 % zu verringern, reichten Frauen 250 Minuten Bewegung pro Woche, während Männer dafür mehr als 500 Minuten benötigten. Auch beim Sterberisiko zeigten sich Unterschiede: Unter den rund 5.000 Personen mit bestehender KHK senkten sportlich aktive Frauen ihr Risiko, früh zu sterben, etwa dreimal stärker als Männer – ebenfalls mit rund 150 Minuten Bewegung wöchentlich.
Die Forschenden führen diese Unterschiede unter anderem auf hormonelle und muskuläre Faktoren zurück. Das weibliche Hormon Östrogen unterstützt den Fettstoffwechsel und wirkt schützend auf das Herz-Kreislauf-System. Zudem unterscheiden sich die Muskelfasertypen zwischen den Geschlechtern, was den Energieverbrauch und Trainingseffekt beeinflussen könnte. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt Erwachsenen – unabhängig vom Geschlecht – mindestens 150 Minuten körperliche Aktivität pro Woche, um Herz und Kreislauf zu stärken.
Chen, J. et al.
Sex differences in the association of wearable accelerometer-derived physical activity with coronary heart disease incidence and mortality
Nature Kardiovascular Research
10/2025